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KINDLICHE SPRACHFÄHIGKEIT
Im Rahmen des Programms "Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder" der Landesstiftung Baden-Württemberg hatte die Stiftung Ravensburger Verlag die wissenschaftliche Begleitforschung mit unterstützt. Die Publikation macht nun die Erkenntnisse für die Kindergarten-Praxis nutzbar.
Deutsch als Muttersprache oder als Zweitsprache
In Deutschland hat nach Schätzungen ungefähr jedes vierte Kind im Vorschulalter Bedarf an sprachlicher Förderung. Davon sind durchaus viele Kinder mit Deutsch als Muttersprache betroffen, aber auch bis zu zwei Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund, weil Deutsch für sie nicht die Muttersprache ist. Gezielte Sprachförderung der Vorschulkinder kann die Lernchancen dieser Kinder verbessern. Auch die Teilnahme am sozialen Leben, die Entwicklung von Freundschaften ist mit den sprachlichen Fähigkeiten der Kinder verbunden und beeinflusst ihre Entwicklungsmöglichkeiten.
Sprachdefizite rechtzeitig vor der Einschulung erkennen
Mehrere Studien der letzten Jahre konnten zeigen, dass die bei Eintritt in die Bildungsinstitutionen bestehende Chancenungleichheit im deutschen Schulsystem später kaum ausgeglichen wird. "Kinder, die sprachliche Defizite haben, wenn sie eingeschult werden, haben bekanntlich schlechtere Startchancen für ihre Bildungskarriere", erklärt die Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier. "Mit großer Überzeugung haben wir am Projekt der Landesstiftung Baden Württemberg und dessen wissenschaftlicher Begleitung teilgenommen. Mit Förderung der Stiftung Ravensburger Verlag wurde eine Umsetzung für die Praxis durch die Herausgabe dieser wichtigen Handreichung für Erzieherinnen und Erzieher ermöglicht."
Mehrere Sprachen auf einmal lernen – warum nicht?
Etwa 70 % der Weltbevölkerung spricht täglich mindestens zwei Sprachen, ca. 50 % der Kinder sprechen in der Schule eine andere Sprache als in der Familie. "In Deutschland scheint Mehrsprachigkeit eher als Belastung empfunden zu werden. In einem weitgehend monolingualen Bildungssystem wird nicht gesehen, wie bereichernd kulturelle und sprachliche Vielfalt sein kann," erläutert Professorin Dr. Diemut Kucharz (Schulpädagogik) für das Team in Weingarten. Sie verantwortet das Projekt zusammen mit Professorin Dr. Barbara Gasteiger-Klicpera (Pädagogische Psychologie) und Professor Dr. Werner Knapp (Sprachwissenschaft). "Deshalb geht es nicht nur darum, dass Kinder aus Migrantenfamilien Deutsch lernen, sondern sie sollen auch ihre Erstsprache positiv wahrnehmen und weiterentwickeln."
Eltern einbeziehen bei der Sprachförderung der Kinder
Das Vorurteil, Eltern mit Migrationshintergrund hätten wenig Interesse an der Bildung ihrer Kinder konnte durch diese Forschungsarbeit widerlegt werden. Im Gegenteil wiesen die Wissenschaftler nach, dass diese Eltern ein hohes Maß an Bildungsengagement für ihren Nachwuchs mitbringen. Allerdings verhindern sprachliche Barrieren und kulturelle Differenzen häufig eine konstruktive Zusammenarbeit. "Da manche Eltern sich selbst nicht als bildungskompetent einschätzen, überlassen sie dies lieber den Erzieherinnen, die sie als Experten betrachten, und halten sich zurück." Als Lösung für diese Problematik stellen die Wissenschaftler in ihrem Buch drei konkrete Modelle der Zusammenarbeit vor. Am wirksamsten sind demnach "Multiplikatorenmodelle": Mütter mit Migrationshintergrund werden so weit einbezogen und qualifiziert, dass sie andere Mütter aus dem gleichen Sprach- und Kulturkreis, deren Vertrauen sie genießen, informieren und sensibilisieren können.
Inhaltsübersicht der Publikation
In sechs Kapiteln führt das Kompendium in die Thematik der Sprachförderung ein:
1. Szenen der Sprachförderung im Kindergartenalltag
2. Diagnostische Verfahren zur Beurteilung des sprachlichen Entwicklungsstandes
3. Die Planung und Konzeption von Förderung
4. Pädagogisch-didaktische Grundlagen zur Gestaltung der Fördersituation
5. Konzepte der Sprachförderung
6. Einbeziehung von Eltern in die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund
1. Szenen der Sprachförderung im Kindergartenalltag
2. Diagnostische Verfahren zur Beurteilung des sprachlichen Entwicklungsstandes
3. Die Planung und Konzeption von Förderung
4. Pädagogisch-didaktische Grundlagen zur Gestaltung der Fördersituation
5. Konzepte der Sprachförderung
6. Einbeziehung von Eltern in die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund