id="trbo-above-first-editorial"
INTERNATIONALE BILDUNGSMESSE DIDACTA 2007
Veröffentlicht am 28.02.2007
TV und PC im Kindergarten? Ein Tabu!
Mit einem Praxis-Handbuch zum Selbststudium für Erzieherinnen reagiert das Forscherteam der drei Ravensburger Jugend-Medienstudien auf ein Manko in der deutschen Kindergartenpraxis: die fehlende Medienkompetenz der Erzieherinnen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Ravensburger Verlag stellten die Professoren Dr. Gudrun Marci-Boehncke und Dr. Matthias Rath (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) im Rahmen der Internationalen Bildungsmesse didacta 2007 in Köln ihre Publikation und die wichtigsten Ergebnisse der dritten Studie zum Thema "Medienerziehung in der Frühförderung" vor.
Kinder lieben das Fernsehen
Obwohl das Fernsehen das Lieblingsmedium von Vorschulkindern ist (Jungen 42,5 %, Mädchen 47,4 %) und Eltern hier die größte Gefahr für ihre Kinder sehen, ist das Medium TV für den Kindergarten tabu. Auf diesem Gebiet findet kaum vorschulische Medienarbeit statt. Laut Forscherteam Rath und Marci-Boehncke liegt der Grund in der fehlenden Medienkompetenz der Erzieherinnen.
(Quelle: Dritte Ravensburger Jugend-Medienstudie, siehe unten)
(Quelle: Dritte Ravensburger Jugend-Medienstudie, siehe unten)
Erzieherinnen haben selbst zu wenig Medienerfahrung
"Erzieherinnen sehen ihre Aufgabe oft darin, mit den 'schädlichen Wirkungen' der Medien fertig zu werden. Dadurch erhält Medienpädagogik eine negative Komponente." Die Professoren Rath und Marci-Boehncke beklagen, dass die Erzieherinnenausbildung in der Medienpädagogik nur "begrenzt praxisorientiert" sei und die Erzieherinnen selbst zu wenig Erfahrungen mit den Nutzungsmöglichkeiten von Neuen Medien für Kinder gemacht hätten. Das Praxis-Handbuch zum Selbststudium soll helfen, diese Lücke zu schließen.
Bildungspläne medienpädagogisch mangelhaft
Nur fünf Bundesländer – Bayern, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen – leisten sich für ihre vorschulische Bildung eine kreative Medienerziehung. Dies ergab eine Analyse der neuen Orientierungs- und Bildungspläne zur Frühförderung im nationalen Vergleich. Der Kindergarten bleibt meistenteils ein medienfreier Schonraum, nach Einschätzung der Wissenschaftler Ausdruck von "pädagogischer Provinz – wie die meisten pädagogischen Idyllen". Die meisten Bildungspläne berücksichtigten nicht die Breite medialer Angebote für Kinder und deren Nutzungsrealität. Nachbesserung sei geboten.
(Kopie des Ländervergleichs auf Nachfrage)
(Kopie des Ländervergleichs auf Nachfrage)
Praxis-Handbuch für Erzieherinnen: Inhalte
Das Handbuch bietet eine technische und pädagogische Einführung für Erzieherinnen und Erzieher, die den Computer als Arbeits- und Lernmedium in die Bildungsarbeit integrieren wollen. Über die Einbettung der Medienerziehung in die Orientierungspläne informiert dieser Band ebenso wie über aktuelle Forschungsergebnisse.
Dies sind die Praxisthemen:
Dies sind die Praxisthemen:
- PC-Organisation
- Word-Textverarbeitung
- Digitale Bildarbeit
- Präsentieren mit PowerPoint
- Materialsammlung im Internet
- Malen am Computer
- Lernsoftware im Kindergarten
Dritte Ravensburger Jugend-Medienstudie: Ergebnisse
Kinder müssen nicht an Medien herangeführt werden, sie sind bereits Mediennutzer, inzwischen gehören Medien originär zur kindlichen Lebenswelt. Dieses zentrale Ergebnis der dritten, auf das Vorschulalter fokussierte Ravensburger Jugend-Medienstudie (2006) liefert den Forschern ein wichtiges Argument für die Vermittlung von Medienkompetenz in Kindergärten und Kindertagesstätten: Chancengerechtigkeit. Professor Rath: "Auch Kinder, die zuhause keinen angemessenen Zugang zu Medien haben, müssen frühzeitig lernen, mit ihnen umzugehen." Dies sei gerade im Zusammenhang der PISA-Studien wiederholt beklagten sozialen Benachteiligung mancher Kinder und Jugendlicher zu fordern. Professorin Marci-Boehncke: "Angemessen heißt hier: selbstbestimmt, kritikfähig, kreativ und breit gefächert".
Kita-Praxis verändern
Das Ravensburger Forscherteam will nicht nur Ergebnisse aus der Wissenschaft präsentieren, sondern mit handlungsnahen Hinweisen, Empfehlungen und Selbstlernangeboten die Praxis verändern. Und dazu fordern die von den Forschern befragten Erzieherinnen selbst eine zielgruppenspezifische Weiterbildung: für medienaktuelle und kreative Kita-Praxis. Diese sollte nach ihrer Vorstellung produktive Alternativen zum passiven Medienkonsum der Kinder ebenso wie zu einer rein bewahrpädagogischen Medienverdammung bieten.
Buchtitel
Gudrun Marci-Boehncke / Matthias Rath: Medienkompetenz für Erzieherinnen. Ein Handbuch für moderne Medienpraxis in der frühen Bildung. Unterstützt von der Stiftung Ravensburger Verlag. Kopaed Verlag München 2007, 171 Seiten, Preis 15,00 €.
Eine Datei oder einen Ausdruck der Didacta-Präsentation erhalten Sie auf Anfrage.
Eine Datei oder einen Ausdruck der Didacta-Präsentation erhalten Sie auf Anfrage.