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OMA UND OPA SIND IN KRISENZEITEN SEHR GEFRAGT!
Forschungsprojekt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin
Veröffentlicht am 20.04.2020
Was tragen Großeltern heutzutage zur Enkelbetreuung bei?
Neun von zehn Kindern im Vorschulalter besuchen in Deutschland eine Kindertageseinrichtung; dennoch betreuen Großeltern vielfach ergänzend jedes zweite Kleinkind und auch Vorschulkind. Sie prägen den Alltag und die Entwicklung der Kids entscheidend mit. Mehrheitlich empfinden Mütter und Väter das Engagement ihrer eigenen Eltern als hilfreich auch bei Erziehungsfragen. "Diese Ausgangssituation gab der Stiftung Ravensburger Verlag den Anlass, sich für ein weitergehendes Forschungsvorhaben in einem bislang von der Bildungs- und Familienforschung wenig untersuchten Gebiet einzusetzen", erläutert Stiftungsvorstand Johannes Hauenstein: "nämlich die Rolle der Großeltern für die Betreuung der Enkel und ihr Einfluss auf deren Entwicklung".
Während der kontaktarmen Corona-Krise vermissten viele Familien ihre Oma und ihren Opa schmerzlich – nicht nur aus emotionalen, sondern ganz praktischen Gründen. Für annähernd 40 Prozent aller Familien mit Kindern unter 10 Jahren springen vor allem Großmütter in Notfallsituationen verlässlich ein. Sind die Kinder noch nicht im Schulalter, ist die Hälfte der berufstätigen Mütter auf Großeltern-Hilfe angewiesen. In 55 Prozent dieser Familien mit 2- bis 3jährigen Kindern kümmern sie sich zeitweise um die Enkel. Dies ergab die Auswertung repräsentativer Datensätze, die ein wissenschaftliches Team des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) aus aktuellem Anlass auf der Basis von Daten aus Vor-Corona-Zeiten durchführte.
Es ist das erste Ergebnis eines im Januar 2020 begonnenen zweijährigen Forschungsprojektes zur heutigen Rolle von Großeltern bei der Bildung und Betreuung des Nachwuchses. Das Team arbeitet unter Leitung von Professorin Dr. C. Katharina Spieß, DIW-Abteilungsleiterin Bildung und Familie und Professorin an der Freien Universität Berlin, in Kooperation mit der Stiftung Ravensburger Verlag, welche die Studie mit 160.000 Euro finanziert.
Es ist das erste Ergebnis eines im Januar 2020 begonnenen zweijährigen Forschungsprojektes zur heutigen Rolle von Großeltern bei der Bildung und Betreuung des Nachwuchses. Das Team arbeitet unter Leitung von Professorin Dr. C. Katharina Spieß, DIW-Abteilungsleiterin Bildung und Familie und Professorin an der Freien Universität Berlin, in Kooperation mit der Stiftung Ravensburger Verlag, welche die Studie mit 160.000 Euro finanziert.
Die Rolle von Oma und Opa im Reform-Konzert
Wie hat sich die Betreuung von Enkeln in einer Zeit mit zahlreichen familienpolitischen und anderen Reformen verändert? Das untersucht das DIW-Team und betrachtet dabei die Ausweitung des Kitabesuchs von Kindern unter drei Jahren, die Zunahme des ganztägigen Kitabesuchs für immer mehr Vorschulkinder, die Einführung des Elterngeldes und die Kürzung der bezahlten Elternzeit sowie das spätere Renteneintrittsalter für Frauen. Darüber hinaus analysiert das Team der DIW-Abteilung Bildung und Familie, inwieweit Großeltern die verschiedenen Entwicklungsebenen von Kindern beeinflussen: kognitiv, emotional, sozial, motorisch und gesundheitlich. Auch das Wohlbefinden der Familie wird untersucht. Den Fokus richten die Wissenschaftlerinnen auf die Altersgruppe 0 bis 10 Jahre.
Erste Ergebnisse aus Anlass der Corona-Krise
Die Abbildung 1 zeigt, wie viele Kinder von Großeltern betreut werden. Dabei wird die Gruppe von Müttern, die einen systemrelevanten Beruf ausüben (rechte Kolumnen), mit anderen berufstätigen Müttern (linke Kolumnen) verglichen. Schlussfolgerungen:
- Großeltern sind wichtig für die Betreuung ihrer Enkel.
- Mütter von 2- bis 6jährigen Kindern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, beziehen noch stärker als andere die Großeltern in die Betreuung mit ein. Ein Erklärungsversuch: Vermutlich haben Mütter in systemrelevanten Berufen mehr Betreuungsbedarf durch ihre Eltern und Schwiegereltern, weil sie beispielsweise in ihren Gesundheits- und Pflegetätigkeiten zeitlich flexibler sein müssen und hohe Verantwortung für Patienten und Heimbewohner tragen, die sie nicht einfach im Stich lassen können.
- Ältere Kita-Kinder werden häufig von Großeltern betreut, um z. B. Randzeiten abzudecken.