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Wenn Kinder ihre Eltern pflegen müssen
Leuchtturm-Preis 2020 der Stiftung Ravensburger Verlag für Initiative „Young Helping Hands“
Kindheitsverlust und dramatische Folgen für die Biografie von „Young Carern“
Als herausragendes Beispiel für erfolgreiches persönliches Engagement ohne Vereinsstruktur würdigt Johannes Hauenstein, Vorstand der Stiftung Ravensburger Verlag, die Initiative „Young Helping Hands“. Er begründet die Vergabe des Leuchtturm-Preises 2020 wie folgt:
Julika Stich und Kolleginnen vermitteln auf dem Hintergrund ihrer eigenen Pflegebiografien und verlorener Kindheitsjahre sehr eindrücklich die besonderen Herausforderungen, denen sich Kinder und Jugendliche in vergleichbarer Situation stellen müssen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Entlastung und Wertschätzung junger Pflegender, deren Fürsorge für ihr krankes Familienmitglied sie neben Schule, Ausbildung oder Studium oft überfordert und ihre eigene Entwicklung hemmt.
Julika Stich und Kolleginnen vermitteln auf dem Hintergrund ihrer eigenen Pflegebiografien und verlorener Kindheitsjahre sehr eindrücklich die besonderen Herausforderungen, denen sich Kinder und Jugendliche in vergleichbarer Situation stellen müssen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Entlastung und Wertschätzung junger Pflegender, deren Fürsorge für ihr krankes Familienmitglied sie neben Schule, Ausbildung oder Studium oft überfordert und ihre eigene Entwicklung hemmt.
Die Situation pflegender Kinder und Jugendlicher in Deutschland
In Deutschland kümmern sich geschätzt 480.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren um körperlich oder psychisch erkrankte, behinderte und suchtkranke Angehörige, oftmals Mutter oder Vater. Viele von ihnen werden mit der familiären Aufgabe allein gelassen, wissen nicht, wen sie um Hilfe bitten könnten, empfinden Ohnmacht, Frust und Aggressionen. In der Folge erleiden viele im Erwachsenenalter selbst gesundheitliche Defizite, erleben Nachteile in ihrer Bildungsbiografie und ihren sozialen Beziehungen. In Gesellschaft und Politik haben sie bislang keine Lobby.
Erwachsene mit Young Carer-Biografien erleiden Defizite
Nicht zuletzt möchten wir in der Gesellschaft die systemrelevante Leistung von Young-Carern ins Licht rücken, erklärt Julika Stich. Sie selbst und ihre Kolleginnen haben eine eigene Young Carer-Biografie, mussten sich in sehr jungem Alter um Angehörige kümmern. Der Begriff „Young Carer“ kommt aus England, in Deutschland hat sich noch keine adäquate Bezeichnung für die Tätigkeit von Kindern und Jugendlichen durchgesetzt, die im häuslichen Umfeld Erwachsene pflegen. Ebenso möchten wir Ärzte und anderes Personal der Erwachsenenmedizin für das Problem sensibilisieren, fährt Julika Stich fort. Wir setzen uns für die Schaffung von Beratungsstellen ein, vermitteln Patenschaften und empfehlen kind- und jugendgerechte Angebote zum Ausgleich vom Pflegealltag.