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DIGITAL & KREATIV

Best-Practice-Beispiele aus Forschungs- und Praxisprojekt: Was Kitas aus dem ersten Lockdown lernen können

Veröffentlicht am 23.11.2020

Der erste Lockdown hat Kinder, Eltern und Kita-Personal gleichermaßen kalt erwischt: Aus dem gewohnten Alltag gerissen, mussten sich Familien und Fach¬kräfte neu organisieren und fan¬den vielfach Wege, trotz der Kita-Schließungen in Kontakt zu bleiben. Hierfür digitale Medien zu nutzen ist naheliegend – und doch erforderte es für viele Einrichtungen ein Umdenken, denn der Alltag in Kitas ist häufig noch sehr analog struktu¬riert. Nicht alle Kitas verfügen über die E-Mail-Adressen der Eltern. Auch für die Fachkräfte gestaltete sich der Alltag viel¬fach neu: Einige nahmen während des ersten Lockdowns an ihrer ersten Webkonferenz oder Online-Fortbildung teil, filmten und schnitten erstmals ein Video, oder kommunizierten mit den Kindern per Video. Manche nutzten die Zeit, um nach neuen pädagogischen Anregungen im Internet zu recherchieren. Dies und vieles mehr erfuhren die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Forschungs- und Praxisprojekts „Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie“ bei ihren Befragungen mit den Projekt-Kitas in Berlin, Teltow, Frankfurt (Oder), Senftenberg und Wolfsburg*.

Hintergrund: Das Projekt „Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie“

Zehn Kitas aus Berlin, Brandenburg und Niedersachsen* wurden für die Feldphase des Forschungs- und Praxisprojektes „Medienerziehung im Dialog von Familie und Kita“ ausgewählt. Zwei Jahre lang werden die Kitas medienpädagogisch begleitet und mit je 5.000 Euro unterstützt. Ziel ist es, zu erforschen, wie Eltern und pädagogische Fach¬kräfte vertrauensvoll zusammenarbeiten können, sodass Kinder sicher und begleitet ihre ersten Schritte in der Welt digitaler Medien machen. Das vierjährige Projekt führt die Stiftung Digitale Chancen in Kooperation mit der Stiftung Ravensburger Verlag durch, die es mit einem Budget von 450.000 Euro fördert.

Neue Formate gefragt

Die Projekt-Kitas wurden zwischen Juli und September 2020 zu ihren Aktivitäten während des ersten Lockdowns befragt. Dabei zeigte sich, dass alle Kitas den Kontakt zu den Familien gehalten und gepflegt haben. In den meisten Fällen geschah dies noch klassisch über Telefo¬nate und E-Mails an die Eltern. Einige Kitas entwickelten in dieser Zeit neue digitale Formate, die Eltern auch künftig während neuer Pandemie-bedingter Schließungen und ebenso darüber hinaus hilfreich sein könnten.

Mit Kindern in Kontakt bleiben: Per Videonachricht, Brief oder Zoom

Für die Kinder fiel durch die Schließung der Kitas Vieles weg: Freunde und Erzieher(innen) waren nicht persönlich erreichbar, es fand kein gewohnter Alltag mit Spielzeug und Ritualen statt. Einige Kitas drehten Videos, in denen die Erzieher(innen) Geschichten vorlasen, Lieder sangen, Spielideen und kleine Experimente vorführten. Eine Kita erstellte gemeinsame mit den Kindern der Notbetreuung Videobotschaften für die Kinder, die während des Lockdowns Geburtstag hatten. Manche der Frühpädagog(inn)en führten Video-Telefonate mit Vorschul¬kindern, um diesen den Übergang in die Schule zu erleichtern. Die Kinder zeigten den Erzie¬her(inne)n ihrerseits per Video ihre Wohnung, ihr Spielzeug und berichteten ihre aktuellen Erfahrungen und Erlebnisse. Zum Osterfest bekamen Kinder dann Briefe per analoger Post.

Mit Eltern in Kontakt bleiben: Angebote und Anregungen

Für die Eltern war es eine große Herausforderung, die Tage im Lockdown – häufig auch neben dem Homeoffice – abwechslungsreich zu gestalten. Hier unterstützten einige Kitas durch vielfältige Anregungen, die digital an die Familien vermittelt wurden. So erhielten die Familien beispielsweise Kochrezepte, Mal- und Bastelanleitungen. Eine der Projektkitas machte dabei gute Erfahrungen mit der Plattform „Padlet“, die ähnlich wie eine digitale Pinn¬wand funktioniert. Eine der Kitas veranstaltete erstmals eine Elternrat-Sitzung via Zoom, um weiterhin mit den Eltern in größtmöglichem Austausch zu bleiben. Aktuell plant eine Kita einen digitalen Elternabend zum brennenden Thema „Medienerziehung in der Familie“, um auf den akuten Bedarf der Familien zu reagieren.

Fazit des Berliner Forschungsteams

“Die Kita wird von den Eltern oft als rein analoger Ort betrachtet, vielen schwebt immer noch das Ideal einer computerfreien Bullerbü-Kindheit vor. Doch die Welt sieht heute anders aus und die Kitas müssen sich als Bildungsort positionieren. Der Lockdown hat vielen gezeigt, dass digitale Medien in Kitas nichts Schlechtes sein müssen, sondern im Gegenteil positiv genutzt werden können, solange der pädagogische Nutzen im Vordergrund steht. Hierfür ist Kreativität und Gestaltungswille gefragt – und unsere Projekt-Kitas gehen mit gutem Beispiel voran.”

Die Projekt-Kitas

Berlin:Kita Augsburg (Träger BOOT-Kitas Berlin); Kita Zu den Seen (Träger Kindergärten NordOst); Kita SieKids (Träger INA.KINDER.GARTEN); Kita Freiherr-vom-Stein-Straße (Träger Nachbarschaftsheim Schöneberg).
Teltow: Kita Am Röthepfuhl (Träger Stadt Teltow).
Frankfurt (Oder): Kita Spatzenhaus (eigener Träger).
Senftenberg: Kita Musikus (Träger Fröbel); Kita Zwergenhaus am See (Träger Fröbel).
Wolfsburg: Kinder- und Familienzentrum Martin-Luther (Träger Evangelische Kirche); Kita St. Heinrich (Träger Katholische Kirche).
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